Laufen gegen Angst und Depression

Das graue Monster ist mal wieder auf Besuch. Und hat die Angst gleich noch mitgebracht. Ich weiss, was ungefähr hilft, diese ungebetenen Gäste loszuwerden. So hiess es am Morgen grosse Hunderunde an der Töss. Frisch war es noch in der Früh, Hundini machte den Wassertest, ich sog die klare Waldluft auf. Durchatmen und so. Vollgetankt und tiefengechillt heim bis am Nachmittag die Jüngste mit Kränkeln begann. Kotzer angesagt. Der Mann übernahm (grossen Dank an ihn), Hundini erneut angeleint und Richtung Hausberg gefahren. Am Parkplatz Geretswil den Schwedenpanzer abgestellt und den letzten Kilometer Anstieg angegangen. Lago Mio, was für eine Aussicht heute Abend. Genau zu richtigen Zeit da. Angst und das graue Monster konnt ich Richtung Berge schicken…

Rückblick KW 11/25

Zu viele schlechte Nachrichten die Woche, fällt schwer positiv in die Zukunft zu schauen. Daher zu den positiven Dingen der vergangenen Tagen:

  • Hundini begleitete mich wieder einen Tag auf Arbeit und sorgte für grosse Freude. Eine Bewohnerin, die sonst kaum spricht, konnte meinen Hund zu sich rufen und war ganz erfreut darüber. Habe sie selten so lachen gesehen. Der nächste Hund wird definitiv mit mir eine Ausbildung zum Therapiehund machen. Es erstaunt mich immer wieder, was so ein Tier für Türen öffnen kann.
  • In fünf Wochen geht’s mit dem grossen Teenie nach London. Neu braucht man ab April eine Einreisebewilligung (ETA) – ging ziemlich unkompliziert und schnell via APP zu beantragen. Innert 10 Minuten hatten wir unsren approval. Fancy!
  • Die zwei freien Tage (Dienstag und Mittwoch) zum Ausmisten und Putzen genutzt. Alte Briefe gefunden, in Erinnerungen geschwelgt, geheult. Paps Schrift gefunden, Idee für neues Tattoo.
  • 2. Staffel Resident Alien begonnen – Stricknadeln mussten liegenbleiben. Schnitt am Finger, mit Pflaster gings so lala und ohne hat es mir immer wieder die Wunde aufgezogen. Autsch.
  • Am Freitag Abend mit Kollegin wieder Amphibien gerettet. War schon etwas mehr los.
  • Am Samstag Kinobesuch mit Arbeitskollegin – der Schweizer Film Heldin stand an. Wirklich super gemacht und man leidet irgendwann mit und wartet drauf, dass die Hauptdarstellerin entweder zusammenklappt oder austickt. Der Film beleuchtet den Pflegenotstand in Spitälern, unter welchem Druck die Pfleger stehen, wieviel Verantwortung sie zu tragen haben, dazu Patienten, die nicht immer einfach sind. Die Politik ist hier gefragt, dass sich bald etwas ändert. Der Pflegenotstand ist nicht aufzuhalten. Wir spüren das teilweise auch schon im Pflegeheim.
  • Lazy Sunday mit Kater auf Sofa gechillt. To do list für kommende Woche gemacht. Frühlingsputz is going on.

Rückblick KW 10/25

Mega erholt und tiefenentspannt auf drei Tage Arbeiten gefreut. Meine Senioren/innen haben mich vermisst, ich sie auch. Und so freute ich mich auf zahlreiche Teilnehmer bei meinen Aktivierungsangeboten. Den freien Dienstag nutzte ich zum Budenputz, am Nachmittag im Garten etwas herumgewuselt und ganz vergessen, dass am Abend noch unser Tanzkurs startet. Haben einen tollen Lehrer, der einem Spass fürs Tanzen vermittelt. Der Mann und ich üben daheim eifrig die ersten gelernten Schritte. Am Mittwoch dann Muskelkater des Todes. Ausser Sofachillen bzw. Stricken in der Sonne auf Terrasse lag nicht viel an. Am Donnerstag vormittags arbeiten, am Nachmittag Nothelferkurs – durchgeführt von einem koolen Rettungssanitäter. Das erste Mal einen Defibrillator in der Hand gehabt und angewendet sowie Wissen aufgefrischt, mein letzter Erste-Hilfe-Kurs war vor knapp 30 Jahren, als ich die Autoprüfung abgelegt habe. Am Freitag einiges an Bürokram auf Arbeit erledigt, ehemalige Arbeitskollegin mit heimgenommen. Sie hat mich bei der Amphibienrettung begleitet und war ganz aus dem Häuschen, als sie ihren ersten Frosch retten durfte. Viel war allerdings aufgrund von Kälte und Trockenheit nicht los. Daheim lecker Essen und Rotwein, lange Gespräche und gegen Mitternacht ins Bett gefallen. Am Samstag Morgen ist sie wieder heim. Ich widmete mich erneut dem Budenputz, holte etwas Schlaf nach und probierte mich am Backen einer Bündner Nusstorte. Mit Erfolg. Am Sonntag nochmals Sonne geniessen. Wetterumschwung steht an. Allen eine gute neue Woche!

Rückblick KW9/25

Wieder daheim auf dem heimischen Sofa. Ferieneindrücke verarbeiten, Wäscheberg wegwaschen, auf’s Arbeiten freuen. Der Rückblick könnte diesmal etwas länger und fotolastiger werden…

Montag: Chilliger Start mit #tasskaff und Berge glotzen. Nach dem Zmorge Badesachen gepackt und nach Sedrun gefahren. Zunächst hatten wir das Schwimmbad Bogn Sedrun für uns allein. Wett-Rutschen mit den Jungs, Entspannen auf den Sprudel-Liegen. Gegen Mittag kamen noch mehr Besucher, aber alles in allem noch wenig los. Tiefenentspannt ging es nach einem Einkaufsstopp beim Coop wieder in die Berghütte. Omeletten waren gewünscht, also hiess es noch Apfelmus machen, wobei der grosse Teenie mithalf.

Dienstag: Der Mittlere kränkelt, unsre gemeinsame Wanderung fällt aus. Ich laufe also allein nach Disentis hinab, mutig über die Hängebrücke durchs Dorf bis zum Wolleladen. Kaufe «bitzli» Wolle und laufe anschliessend noch zur Pfarrkirche Sogn Gions und zünde ein Kerzli an. «Daheim» wird Zopfteig angesetzt, die Tochter hilft bei der Verarbeitung und die neue Wolle wird angenadelt. Wie schon am Vorabend spielen wir Uno Extreme bzw. Skyjo.

Mittwoch: Da der Mittlere seit gestern fiebert, fällt das angedachte Skifahren leider flach. Ich nutzte den heutigen Tag, um mit der Rhätischen Bahn nach Ilanz/Glion zu fahren und dort an einer Stadtführung teilzunehmen. Gut investierte 15 Franken. Die Stadt ist die älteste am Rhein (Vorderrhein) und wurde schon im 8. Jahrhundert vom Churer Bischof Tello erwähnt, spätestens im 13. Jahrhundert bekam sie das Stadtrecht. Eine grosse Rolle in der Geschichte der Stadt spielte die Familie Grüneck, viele Gebäude – allem voran das Casa Gronda (das grosse Haus) erinnern an diese Zeit. Die Tour führte uns an jenem Haus durch das sogenannte Städtli entlang der Stadtmauer sowie teils erhaltenen Toren und endete an der Sankt Margarthen Kirche. Auf der Rückfahrt im Zug auf einmal total von Emotinen überschüttet und beinahe losgeheult. Paps Todestag rückt näher und mir fällt ein, wie gern er mit der Bahn verreist ist und wie gern er auch einmal hier durch die Surselva gefahren wäre. In Mompé Medel Halt an der kleinen Kapelle, nochmals Kerzen anzünden.

Donnerstag: Der Mittlere kränkelt nach wie vor, das Algifor schlägt nur lala an. Während er und der Mann das Haus hüten, zieht es den Rest via Bahn nach Chur vorbei an der Rheinschlucht (Ruinaulta) bei Flims/Trin. Im Hauptort von Graubünden steueren wir zunächst den McDonalds an, Stärkung fürs Sightseeing und anschliessendem Besuch im Kunstmuseum. Irgendwie bin ich aber bald genervt von Menschen und will wieder in unsre Bleibe ganz hinten im Tal. Freue mich auf meine Ecke, Wolle verarbeiten bringt gute Laune.

Freitag: Über Nacht hat es etwas geschneit, aber Sonne kündet sich bereits an. Eigentlich wollten wir mit der Gondel hinauf, aber der Mittlere fühlt sich zu schlapp. Ich nehme meine Nordic Walking Stöcke und wandere hinab zur La Pendenta, überquere sie mutig erneut und biege danach links hinunter zur Vorderrheinschlucht ab. Auf dem Weg zur Flussbrücke entdecke ich auf einem Stein eine Kerze. Wie passend, vor genau neun Jahren habe ich meinen Paps im Spital verabschieden müssen. Zum Glück hab ich ein Feuerzeug dabei und zünde sie wieder an. Anschliessend weiter ans Ufer des Vorderrheins. Eine Grillstelle hat es hier und auch genügend Holz. Im Sommer sicher ein lauschiges Plätzchen. Aber jetzt im Winter – dazu im Schatten der Berge links und rechts doch recht frostig. Ich lauf über gefühlte 15cm Altschnee weiter, komme an einer Art Ruine vorbei, über die ich leider nichts im Internet finde. Weiter vorn am Weg hängen Knochen am Baum. Bisschen spooky hier. Bin froh, als ich die Passstrasse zum Lukmanier wieder sehe. Der Mann holt mich auf dem Weg zum Einkauf ab. Die Tochter ist derweil schon eifrig am Schlitteln und ich tue es ihr gleich. Ein wenig Schnee liegt noch in Mompé, aber das Hochlaufen ist irgendwie mit meinem Alter nicht mehr kompatibel. Als die Jüngste dann noch einen Skorpion macht und wir aufgeschürfte Nase und Kinn verarzten müssen, heisst es back to the Berghütte und aufwärmen. Obwohl warm ist es heut auch draussen an der Sonne. Der Mann und ich düsen auf einen Kaffee nach Sedrun, machen einen Abstecher bis nach Tschamut, dort, wo schon bald der Oberalppass wegen Schnee gesperrt ist.

Samstag: Letzter Tag, schon. Der Mann holt noch Mitbringsel für daheim (Bündner Nusstorte) während die Kids und ich Sachen zusammenpacken. Halb 11 treten wir die Heimreise an, natürlich mit Stopp an rotweissquer kurz vor der Haustür. Der Kater ist etwas irritiert, als wir plötzlich mit Sack und Pack in der Stube stehen, holt sich aber anschliessend ganz viel Kuscheleinheiten ab. Wäsche will noch gewaschen werden. Und am Sonntag geht’s noch in den Aargau, Hundini bei den Schwiegereltern abholen. Und Kerze anzünden: Paps starb vor neun Jahren. Gedanklich war er in meinen Ferien immer dabei. Hatte seine Worte im Kopf, die er beim Betreten der Hängebrücke gesagt hätte…

Rückblick KW8/25 – Bien di Surselva

Heute gibt es den Wochenrückblick aus dem Bündnerland, genauer gesagt aus der Surselva. Endlich Ferien, endlich wieder in unsrer Berghütte oberhalb von Disentis in Mumpé Medel.

Die vergangene Woche im Rückblick:

  • Der grosse Teenie braucht für unsren Trip nach London im April einen aktuellen Pass, also am Wochenende beim Passbüro Zürich via E-Mail angemeldet. Am Montag kam ein Antwort-E-Mail mit Terminvorschlägen. Am Dienstag bereits nach Zürich gefahren. Vor dem Termin da gewesen, Nummer gezogen, kaum Zettel in der Hand, schon aufgerufen. Der grosse Teenie musste nur seine biometrischen Daten abgeben. Einen Nachweis hatten wir vergessen. Kein Problem, konnten wir per E-Mail nachreichen. Der Pass ist bereits im Druck. Ich staune immer noch über die Effizienz, Schnelligkeit und Freundlichkeit auf der Passbehörde. Top Service. Und gratis Gummibärli gab’s auch noch.
  • Am Mittwoch und Donnerstag arbeiten. Zunächst Fasnacht gefeiert im Pflegeheim und Füsse wund getanzt. Freudentränen und lachende Gesichter bei unsren Bewohnenden. Mich berührt es besonders, wenn ich einem Bewohner, im Rollstuhl sitzend, dement, an Parkinson leidend, die Hände reiche und wir so ein wenig zusammen tanzen und er dabei mich voller Dankbarkeit anlacht. Kleine Gesten, die so viel bewirken. Dafür liebe ich meinen Job. Am Donnerstag konnte ich meine Hündin wieder einmal mitnehmen. Am Vormittag durfte sie ihre Kunststücke zeigen, wurde gestreichelt, gekrault und bekam einige Leckerlis. Am Nachmittag begleitete uns ein noch eher junger, an Depression erkrankter Bewohner zum Spaziergang. Er durfte meinen Hund an der Leine führen, begann plötzlich zu erzählen, fragte mich aus und sagte mir am Ende unserer Runde ganz stolz, er sei schon lange nicht mehr so weit gelaufen. Er geht sonst nur kurze Runden spazieren, aber ich lobte ihn dafür. Dran bleiben. Dem grauen Monster entgegen wirken. Ich kenne es nur zu gut, wenn selbst Routinesachen mühsam werden. Im Heim eine Bewohnerin auf der Terrasse angetroffen. Ich weiss, ihr macht ihre Demenzerkrankung zu schaffen. Ich lud sie zu einer Tasse Kaffee in unsrem Restaurant ein, liess sie reden, hörte zu. Auch das ist Aktivierung. Es muss furchtbar sein, die Diagnose zu kennen, zu wissen, was einem noch bevorsteht. Aber sie sammelte sich schliesslich wieder, sie geht jeden Tag spazieren…»solange die Beine noch mitmachen». Feierabend nahte, aber da ich ferienbedingt eine Woche nicht komme, noch verabschieden. Feierabend Ziggi mit einer anderen Bewohnerin, 93 Jahre mit einem tollen Humor. Schon längst Feierabend. Eine andere Bewohnerin kommt auf mich zu, ob ich mal wieder Zeit für eine 1:1 Betreuung hätte. Ich muss sie auf übernächste Woche vertrösten, nehme mir aber noch 15 Minuten Zeit für sie. Feierabend hin oder her. Heimfahrt mit beginnendem Sonnenuntergang. Die Berge verschwinden im Rückspiegel. Dankbarer Rückblick auf zwei tolle Arbeitstage. Keine Sorgen, weil ich eine Woche nicht da bin. Meine neuen Arbeitskolleginnen bekommen die Aktivierung auch ohne mich hin. Endlich mal richtig abschalten können.
  • Am Freitag Waschmaschinenmarathon. Hundini zu den Schwiegereltern in den Aargau gebracht. Feines Znacht vom Schwiegermami: Härdöpfelsalat und Ofenfleischkäse. Ein Glas Familien-Rotwein mit dem Schwiegerpapi. Dankbar für meine tollen Schwiegereltern.
  • Samstag: Kater nochmals exzessiv kraulen, er ist eine Woche allein, aber unser Nachbar schaut nach ihm und viel wichtiger: versorgt ihn mit Futter. Letzte Sachen zusammengepackt während der Mann noch schnell den Einkauf erledigt. Kurz nach Mittag alles im Auto verstaut, natürlich Zwischenstopp an der Dorf-Barriere, dann in einem Rutsch bis ins Bündnerland durchgefahren. Halb vier Kafi mit Sicht auf Disentis von unsrem Berghüsli. Am Abend standesgemäss Raclette. Oberländer Käse vom Natürli schmeckt allerdings besser als der 0815 Raclette-Chäs vom Coop.
  • 22.2.: kind of zweiter Geburtstag für mich. Vor zwei Jahren in der Klinik gewesen, am 22.2. zur sogenannten Alltagserprobung für 24h nach Hause gekommen. Sonnig, warmer Wintertag wie auch 2025. Im 2023 damals mit der Tochter an der Töss gelaufen, konnte mich plötzlich wieder spüren, sah wie die dunklen, schweren Wolken wichen und Platz machten für Lebensfreude und Optimismus. Fühlte mich damals wie neugeboren, eine neuer Anfang, jetzt wird alles besser, leichter. Von der Tanztherapeutin gab’s den passenden Soundtrack für’s Leben 2.0.
  • So entspannt, dass nicht mal die Stricknadeln glühten. Lektüre lesen, Rotwein geniessen, Berge anschauen, Sternenhimmel bewundern. Ruhe, unbezahlbar. Und im Ofen knistert das Holz.
  • Erkenntnis: Jetzt bisch im Läbe acho. Eine Woche voller Dankbarkeit und Wehmut. Zwischendurch Heulanfall mit Startschwierigkeiten. Ich wär nicht da, wo ich jetzt bin ohne all dem, was war. Und jetzt: Ferien genüssäääää!