Was packe ich alles ein?

Gestern kurz nach dem Mittagessen klingelte mein Telefon. Dran war die Klinik. Sie hätten ein Bett frei. Am kommenden Dienstag dürfte ich bereits eintreten. Noch bevor das Gespräch mit der netten Dame beendet war, schossen mir schon die Tränen in die Augen. Ich entschuldigte mich für meine zittrige Stimme…

Für ein paar Minuten war ich geschockt. Geschockt, weil es nun auf einmal so plötzlich, so konkret, so schnell geht. Geschockt, weil ich das Gefühl habe, noch tausend Dinge vorher erledigen zu müssen.

Und das Schuldgefühl war als erstes da. Ich kann doch meine Kinder, meinen Mann nicht alleine lassen. Wie soll das ohne mich gehen? Ich weiss aber eigentlich, dass sie das auch ohne mich hinbekommen, dass wir im Umfeld viele liebe Menschen haben, die uns unterstützen werden, dazu zählt auch die Familie meines Mannes. Aber dennoch ist da dieses Scheissgefühl dank meiner Mutter. (Du bist genau so ein egoistisches Arschloch und hintergehst alle wie dein Scheissvater!)

Dazu gesellen sich Angst, Neugier, Freude und Traurigkeit. Ich weiss nur in etwa, was mich erwartet. Einzeltherapie, Gruppentherapie. Daneben ein breites Angebot an weiteren speziellen Therapien. Ich werde meinen ganzen Mist von vorne noch einmal erzählen, noch einmal durchleben müssen. Davor habe ich Angst, weil ich manchmal das Gefühl habe, da ist noch mehr als an was ich mich erinneren kann. Ich hoffe fest, nach dem Aufenthalt endlich abschliessen und ein freies Leben führen zu können. Ich will nicht mehr, dass mir die Vergangenheit im Weg steht.

Nachdem der Schock sich gelegt hatte, schoss mir der nächste Gedanke durch den Kopf: Was muss, was darf ich mitnehmen? Wieviele der bisher ungelesenen Bücher packe ich ein? Darf ich tagsüber in Jogginghose herumlaufen oder muss ich mich ordentlich kleiden? Ist es erlaubt, dass ich meine Stricknadeln mitbringe? Sind Handy oder iPad erlaubt? Kann ich meine Zeichenstifte und Block einpacken? Werde ich überhaupt Zeit dafür haben oder bin ich dann jeweils so vom Klinik-Programm erledigt, dass ich nur noch ins Bett falle und schlafe?

Heute hat sich die Aufregung zwar etwas gelegt, aber die Stimmung schwankt weiter zwischen Freude und Traurigkeit. So viel gibt/gab es eigentlich gar nichts zu organisieren. Und das was organisiert werden musste, ist schon erledigt.

Ich schreibe jetzt mal meine Packliste…


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Kommentare

Eine Antwort zu «Was packe ich alles ein?»

  1. Avatar von rappel

    Eine gute Nachricht. Ich wünsche gutes Gelingen!

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