Neuanfang

Neues Jahr, neue Domain.

Diese schwebte mir schon lange vor. Ein Anagram aus Redaktusse. Das bin ich schon lange nicht mehr. Zwischendurch habe ich Reisekataloge getextet, Webseiten und Newsletter zusammengeklöppelt, Zeitungen vertragen, Wurst und Käse verkauft.

Für 2023 steht viel Neues an, auch beruflich. Was, das wird sich noch finden. Im Moment steht erst einmal gesund werden an…

Ich werde hier wie gewohnt weiter über meine Hunderunden und über das Zürcher Oberland schreiben. Auch wenn es mir derzeit noch schwerfällt, mich meiner Leidenschaft, dem Fotografieren, hinzugeben.

Fuck Depression.

Auch sie wird weiterhin Thema sein. Kein Mitleid erhaschen, kein Mümümü. Einfach darüber schreiben. Weil Schreiben manchmal mehr hilft als Reden. Und um anderen Mut zu machen.

Vor allem Müttern. Und solchen, die sich noch mit ihrer eigenen Kindheit auseinandersetzen.

Der Spagat zwischen Arbeiten und Familie ist kein leichter (trifft sicher auch für Väter zu, nur neigen wir Mütter wohl eher zum Perfektionismus). Ich habe das in meinem letzten Job extrem bemerkt. War ein Kind krank und ich bin ausgefallen, dann fühlte ich mich dem Team gegenüber schlecht. Und schuldig fühlen kann ich mich dank meiner narzistisch veranlagten Mutter und deren Manipulation (was hier ebenso Thema sein kann) gut.

Nunja, ich habe es gespürt, dass mich das Team quasi fühlen lassen hat, dass ich es im Stich lasse, wenn eines der Kinder krank war. Auch wenn ich nichts dafür konnte. Für Mitarbeiter, die selber keine Kinder haben, ist das denke ich schwer nachvollziehbar. Auch, dass man gern am Wochenende sprich am Samstag für seine Kinder da sein möchte. Das war mir nicht immer möglich. Im Einzelhandel muss man eben auch am Samstag ran. Und ich merke gerade am Grossen, der seit September 2022 den Stempel “Teenie” trägt, wie schnell die Zeit doch vergeht und wie gern ich mehr Zeit mit meinen drei Spassraketen verbringen möchte.

Das alles unter einem Hut zu bringen ist nicht einfach. Da ist auch noch der Mann. Der Hund, eine zwei Katzen. Hobbies, die gepflegt werden möchten. Freunde, die getroffen werden wollen. Irgendwann passt der Hut nicht mehr und droht davon zu fliegen. Und man selbst liegt irgendwann am Boden. Weil man nicht mehr kann. Weil alles zu viel ist. Weil man sich selbst vergessen hat und nahe dran ist, sich völlig aufzugeben. Weil man nicht mehr mal die Kraft hat, sich zu duschen, sich was Frisches anzuziehen. Weil es einen nervt, die Kinder am Morgen wecken zu müssen. Zmorge parat machen, Znüni richten, Mittag vorbereiten, den Haushalt schmeissen. Mit dem Hund raus. Alles ist zu viel. Und gleichzeitig fühlt man sich dafür so unendlich schrecklig, weil man ja glücklich und dankbar sein sollte, für all das was man hat.

Der einzig beste Ort auf der Welt war lange unter der Bettdecke. Alles andere hat zuviel Energie geraubt, auch wenn es einem eigentlich Kraft schenken würde. Ein entspannendes Bad, ein langer Spaziergang, ein Buch lesen, Musik hören, Meditieren. Nichts ging mehr. Ich wollte es, aber ich bekam den Arsch sprichwörtlich nicht vom Sofa bzw aus dem Bett. Das Rennvelo ist verkauft, die Laufklamotten sind längst zu eng geworden, etliche angefangene Strickprojekte wollen fertig gestellt werden und die Nikon drohte zu verstauben…

Und dennoch geht das Leben weiter. Die Kinder sind da. Man hat sich dafür entschieden. Natürlich. Und ich bin froh drum, sie zu haben. Auch wenn sie Energie fressen, geben sie einem so viel. Dinge, die ich ihnen erlaube, die mir nicht gegönnt waren, erfreuen nicht nur sie, sondern auch mein inneres Kind. Wild durch die Stube tanzen, verkleiden, Fingernägel lackieren, lange wach bleiben und zusammen den Nachthimmel bestaunen. Das Trauma aus Kindheitstagen will auch noch aufgearbeitet werden.

Mein kleines Ich, was heilen muss. Es wird. Es braucht nur Geduld. Es wird weiterhin Tiefpunkte geben. Manchmal sind es banale Auslöser. Manchmal war zuvor einfach zu viel Positives, dass mein Hirni mit der Verarbeitung nicht nachkommt. Ich bin laut meiner Therapeutin hochsensibel. Ein Segen, ein Fluch. Ich kann munzig kleine Momente viel bewusster aufsaugen und mich daran lange erfreuen als ein normaler Mensch. Aber gleichzeitig ziehen mich negative Kleinigkeiten, ein falsches Wort, ein komischer Blick genauso gut in die andere Richtung nach unten. Schlechte Vibes von anderen zu meinem Problem machen kann ich gut. Und sowas hängt mir dann tagelang nach.

2022 hat mich völlig aus den Schuhen geschmissen. Aber gleichzeitig bin ich auch irgendwie dankbar für diese Erfahrung. Es hat mir gezeigt, auf wen ich bauen kann, wenn’s mir richtig scheisse geht. Und das sind doch eine handvoll Leute da. Sie haben mir zugehört, mich getröstet, mich aufgebaut. Allen voran mein Mann. Der hat den Scheiss namens Burnout bereits vor sieben Jahren durchgemacht. Ich weiss noch wie er mir im Sommer sagte: Gewöhn dich dran, nicht beschreiben zu können, wie du dich fühlst. Das habe ich oft. Hallo Gefühlskarussell! Als ob es nicht schon reichen würde, wenn bereits die Gedanken im Kopf wild herumkreisen als würde man parallel auf zehn TV-Kanälen herumzappen. Und andererseits dann wieder ein Gefühl völliger Leere. Auch emotional.

Im Moment fühle ich mich jedoch dankbar. Dass ich es doch geschafft habe, stark zu bleiben. Dass ich es geschafft habe, mich von Dingen und vor allem Menschen zu trennen, die mir eher schaden als gut tun. Darüber hinweg zu kommen ist jedoch nicht einfach vor allem an Tagen wie Weihnachten. Ich arbeite dran. Abhöökklä!

Auch an der fucking Depression. Aber es wird. Es muss.


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Kommentare

Eine Antwort zu «Neuanfang»

  1. […] … Das wird hier mein letzte Post sein. Neu geht es weiter unter http://kaesedurst.ch/2023/01/02/neuanfang/ […]

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